Der Arbeitskreis Ideengeschichte der Rechtsphilosophie wurde 1998 als lockerer Arbeitszusammenhang ohne festen Mitgliederbestand mit dem Ziel gegründet, zur Differenzierung gegenwärtiger rechtsdogmatischer und rechtstheoretischer Debatten beizutragen und sie auf ein philosophiegeschichtliches Fundament zu stellen. Die zweijährig durchgeführten Veranstaltungen sind als Arbeitstagungen konzipiert und finden daher in relativ kleinem Kreise statt, in dem das „quellennahe“ Studium von grundlegenden Texten im Vordergrund steht. Interessierte sind eingeladen, neben den Referenten durch Interpretationen am Gelingen der Tagung mitzuwirken.
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Die Ausrichtung der rechtsphilosophischen Tagungen der IVR konzentriert sich zunehmend auf aktuelle Fragestellungen. Das ist wichtig, unterstreicht die Organisation dadurch doch die praktische Relevanz der Rechtsphilosophie. Gleichzeitig tritt damit aber die vertiefte Beschäftigung mit der rechtsphilosophischen Tradition in den Hintergrund. Die Folge ist nur zu häufig eine verkürzende Bezugnahme gegenwärtiger Argumentation auf die Geschichte des Rechtsdenkens, bzw. geradezu deren Instrumentalisierung. Deshalb bedarf es einer (Wieder-) Aneignung und Auseinandersetzung mit der Geschichte rechtsphilosophischer Entwürfe. Ernst Cassirer hat im Anschluß an Leibnitz dieses Anliegen treffend zum Ausdruck gebracht: „Der Mensch kann die Zukunft nicht gestalten, ohne sich über die Voraussetzungen der Gegenwart und die aus der Vergangenheit erwachsenen Beschränkungen im klaren zu sein. Leibnitz pflegte zu sagen … ‚man tritt zurück, um besser zu springen’“. Dabei soll es nicht einfach um eine archivarische Beschäftigung mit dem historischen Stoff gehen, sondern um die Aneignung im Sinne der Vergegenwärtigung der geschichtlichen Grundlagen der zeitgenössischen Rechtsphilosophie und ihrer kritischen Hinterfragung vor dem Problemhorizont der rechtsphilosophischen Ideengeschichte, sowie die Konfrontation mit der Fülle der Theorieangebote. Ausdrücklich finden dabei auch weniger bekannte und vergessene Denker Berücksichtigung.
Eine solche Arbeit kann im normalen Verlauf der zweijährigen Tagungen der deutschen Sektion der IVR nicht geleistet werden. Daher wurde die Initiative zu einem Arbeitskreis “Ideengeschichte der Rechtsphilosophie” ergriffen. Dieser Arbeitskreis ist vom Vorstand der Deutschen Sektion der IVR als Subsektion anerkannt worden.
Seit 2001 finden alternierend mit den Tagungen der deutschen Sektion und in zeitlichem Abstand zu den Weltkongressen der IVR alle zwei Jahre Tagungen zu einschlägigen Themen statt. Die Veranstaltungen sind offen für alle Interessenten. Die Tagungsthemen werden überwiegend durch gemeinsame Arbeit an den einschlägigen Texten behandelt; zusätzlich werden (in der Regel) zwei Referenten mit Spezialkompetenz eingeladen. Der Arbeitskreis Ideengeschichte hat einen internationalen Teilnehmer- und Organisatorenkreis.
Die letzte Tagung des Arbeitskreises Ideengeschichte findete von 14. bis 17. Oktober 2017 im Kloster Kappel am Albis statt. Tagungsprogramm und nähere Infortmationen hier
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Bisherige Tagungen
8. Tagung, 1.–3. Oktober 2015: „G.W.F. Hegel: Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts, seine Stelle in der praktischen Philosophie, und sein Verhältnis zu den positiven Rechtswissenschaften“
7. Tagung, 12.–14. Sept. 2013: „Völkerrechtsphilosophie der Frühaufklärung“
Tagungsbericht: Christoph Good, ARSP 100 (2014), S. 543-548.
Tagungsband: Altwicker, T. / Cheneval F./ Diggelmann O. (Hrsg.):
Völkerrechtsphilosophie der Frühaufklärung, Mohr Siebek: Tübingen 2015.
6. Tagung, 22.–24. Sept. 2011: „Nach 50 Jahren wiedergelesen: Die Hauptwerke von H.L.A. Hart und Hans Kelsen“
Tagungsbericht: T. Herbst, ARSP 98 (2012), S. 284-288.
Tagungsband: Zeitschrift für Rechtsphilosophie 1/2013 und 2/2013.
5. Tagung, 25.–27. Sept. 2009: „Person und Rechtsperson – Zur Philosophie der Personalität in den interpersonalen Verhältnissen des Rechts“
Tagungsbericht: T. Altwicker/R. Keil, ARSP 96 (2010), S. 405–411.
Tagungsband: Rolf Gröschner, Stephan Kirste und Oliver W. Lembcke: Person und Rechtsperson. Zur Ideengeschichte der Personalität. Mohr Siebeck, Tübingen 2015.
4. Tagung, 17.–19. September 2007: „Naturalismus und Demokratie – Spinozas ‚Politischer Traktat‘ im Kontext seines Systems“
Tagungsbericht: T. Altwicker, ARSP 94 (2008), S. 133–136.
Tagungsband: W. Bartuschat, S. Kirste, M. Walther (Hrsg), Naturalismus und Demokratie – Spinozas „Politischer Traktat“ im Kontext seines Systems, Mohr Siebeck, 2014, ISBN 978-3-16-153527-7, € 44.
3. Tagung, 16.–18. Sept. 2005: „Des Menschen Würde: (wieder)entdeckt oder erfunden im Humanismus der italienischen Renaissance?“
Tagungsband: R. Gröschner, S. Kirste, O. Lembcke (Hrsg.), Des Menschen Würde – entdeckt oder erfunden im Humanismus der italienischen Renaissance? Tübingen: Mohr Siebeck, 2008, ISBN 978-3-16-149696-7, € 49.
Rezensionen: A. Großmann Philosophisches Jahrbuch 117 (2010), S. 131-132; G. Köbler, Zeitschrift d.Savigny-Stiftung 2010, S. 676–677.
2. Tagung, 26.–28. Sept. 2003: „Das Mehrdeutigwerden des Gesetzesbegriffes und die Neuformierung der Naturrechtslehre: Von Thomas von Aquin zur Spanischen Spätscholastik”
Tagungsband: M. Walther, N. Brieskorn, K. Waechter (Hrsg.), Transformation des Gesetzesbegriffs im Übergang zur Moderne? Von Thomas von Aquin zu Francisco Suárez, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2008, ISBN: 978-3-515-09157-2, € 42.
Rezensionen: T. Vesting, Der Staat 3 (2010), S. 496-498. S. 496–498; A. Karácsony, On the History of Meaning of the Law-Concept, Existentia 18 (2008), S. 147–150.
1. Tagung, 07.–09. Sept. 2001: „Entdeckung, Gehalt und Überwindung des Gegensatzes von Naturrecht und positivem Recht: Die Sophistik“
Tagungsband: S. Kirste, K. Waechter, M. Walther (Hrsg.), Die Sophistik. Entstehung, Gestalt und Folgeprobleme des Gegensatzes von Naturrecht und positivem Recht, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2002, ISBN: 3-515-08194-1, € 36.
Rezensionen: H.L.C. Logister, Book Review, Tijdschrift voor Filosofie 66 (2004), S. 771–772; C.C.W. Taylor, The Sophits and Legal Philosophy, The Classical Review 55 (2005), S. 47–49.